Konflikt-Arten
Einheit 2
Kurzgefasst
- Innere Konflikte. Beispielsweise entsteht beim Verursacher eines kleinen dienstlichen Vergehens ein Wertekonflikt zwischen dem Auflösen des schlechten Gewissens und der Angst vor möglichen Bestrafungen.
- Soziale Konflikte zwischen Personen. Beispielsweise Beziehungskonflikte durch Enttäuschungen.
- Strukturelle Konflikte mit mindestens zwei unvereinbaren Zielen. Beispielsweise zwischen einem Verbrecher, der nicht ins Gefängnis möchte und einem Polizisten, der geltendes Recht ausführen möchte.
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Hintergrund (Eisberg-Modell)
- Die bewusste Ebene. Sie enthält Zahlen, Daten und Fakten sowie bewusste Gedanken, Gefühle und Wünsche.
- Die vorbewusste Ebene. Diese Ebene besteht aus inneren Prozessen, die aktuell nicht bewusst sind, die gleichzeitig durch Selbstreflexion kurz- und mittelfristig bewusstwerden können. Beispielsweise Ängste, verdrängte Konflikte, gewisse Persönlichkeitsmerkmale sowie vergessene Erfahrungen und Erinnerungen.
- Die unbewusste Ebene. Sie enthält alle inneren Prozesse, die so tief verborgen liegen, dass sie selbst nach langem und intensiven Selbstreflektieren nur selten ins Bewusste vordringen. Beispiele hierfür sind Instinkte, Triebe, sehr frühe Kindheitserfahrungen oder hoch traumatische Erlebnisse.

Ausführliche Erklärung
Innere Konflikte
Bei inneren Konflikten existieren in uns mindestens zwei Ziele, Werte oder ähnliches, die scheinbar nicht miteinander zu Vereinen sind. Beispielsweise
- sich persönlich weiterzuentwickeln oder für andere da sein,
- sich auszuleben oder seine Pflicht zu erfüllen oder
- Anerkennung zu bekommen oder für seine Werte einzustehen.
Innere Konflikte werden selten als solche erkannt, da sie auf der vor- oder unbewussten Ebene stattfinden. Viel häufiger werden sie deshalb verdeckt im Außen ausgelebt bzw. ausgetragen. z.B. versuchen Menschen mit geringem Selbstwert die damit einhergehenden Ängste durch Herabsetzung der Mitmenschen im Außen zu kompensiert. Diese Bewältigungsstrategie wird nie erfolgreich sein, da Konflikte sich nur dort lösen, wo sie entstanden sind – in diesem Beispiel im Inneren.
Soziale Konflikte

Soziale Konflikte beruhen meistens auf Antipathien zwischen Personen. Diese entstehen und festigen sich durch unterschiedliche Werte, Rollenverständnisse oder Enttäuschungen. Ähnlich wie innere Konflikte werden sie selten am Ursprung ausgetragen. Viel eher werden soziale Konflikte auf Nebenkriegsschauplätzen, unter einem vermeintlich sachlichen Grund, ausgefochten. Beispielsweise wenn durch einen Vertrauensverlust die Beziehungsebene zwischen zwei Kollegen in Mitleidenschaft gezogen wurde, finden vermutlich viele Stellvertreterkriege statt (z.B. Wissen vorenthalten, Ressourcen-Streitereien, gegenseitiges Anschwärzen beim Chef usw.). Nur wenige erkennen die einzige langfristige Lösung – die Wiederherstellung der Beziehungsebene.
Strukturelle Konflikte

Strukturelle Konflikte liegen immer dann vor, wenn eine Partei ihr Ziel nur dann erreichen kann, wenn sie die Ziele der anderen Partei durchkreuzt. Das heißt für eine Lösung muss
- die Konflikt-Struktur,
- die systemischen Beziehungen oder
- die Ziele der beteiligten Parteien geändert werden.
Beispielsweise lassen sich Konflikte zwischen zwei Abteilungen, die ein zu knapp bemessenes Budget unter sich aufteilen müssen, nur in der Struktur lösen, - dem Budgetvergabe-Verfahren an sich oder durch andere Abteilungsziele.
Zusammenspiel der Konfliktarten
Konflikte lösen sich selten in ihrem Ursprung, weshalb meist Folgekonflikte entstehen – auch anderer Art. Damit ist es in der Praxis oft schwierig, den eigentlichen Ursprung herauszufinden. Gleichzeitig ist dieser wichtig, um den Konflikt langfristig zu lösen.
Beispiel Budget
- Ein struktureller Konflikt (z.B. zu knapp bemessenes fixes Budget zwischen Abteilungen)
- führt zu einem sozialen Konflikt zwischen den Beteiligten (z.B. unkluge Dinge wurden gesagt und persönlich genommen) und
- endet in einem inneren Konflikt (z.B. Konflikt austragen trotz Konfliktscheue und für sein Team einstehen)
Solange der initiale strukturelle Konflikt in diesem Beispiel nicht gelöst ist, werden Lösungen auf der sozialen oder inneren Ebene maximal kurzfristig erfolgreich sein.
Beispiel private Probleme
- Ein innerer Konflikt (z.B. Trennung vom Ehepartner)
- führt zu sozialen Konflikten (z.B. indem die schlechte Laune an anderen Menschen ausgelassen wird)
Die sozialen Konflikte lassen sich maximal kurzfristig lösen, solange nicht der innere Konflikt gelöst ist. Beispielsweise durch die innere Akzeptanz der Situation, einen neuen Partner usw.